Fehlende Sicherheit bei Fußballspielen? Eine Scheindebatte!

Die Saison startet, die Vorfreude ist riesig, doch die immer gleichen Falschbehauptungen stehen im Raum. Zuletzt forderte bspw. Jochen Kopelke (Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei GdP) gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) die Nutzung automatisierter Gesichtserkennungssoftware und Personenscanner im Rahmen von Fußballspielen und behauptete, die Erfahrung zeige, ohne Polizei im Stadion ginge es nicht, weil konsequentes und robustes Vorgehen gegen Krawallmacher einfach erforderlich sei. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus, das zeigt jetzt erneut eine „Große Anfrage“ der Linkspartei in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Denn zumindest für Heimspiele des FC St. Pauli ist die Sachlage eindeutig. Die Hamburger Polizei stufte 10 der insgesamt 17 Partien mit der ihr zur Verfügung stehenden geringsten Gefährdungsbewertung „niedrig“ ein. Gefolgt von 5 Heimspielen der Bewertungskategorie „mittel“ und lediglich zwei Partien, welche als „hoch“ kategorisiert wurden – Holsten Kiel sowie Union Berlin*. Die Polizei selbst bewertete demnach einen Großteil der Partien schon im Vorfeld als risikoarm. 

Dies deckt sich auch mit einem weiteren Wert, nämlich der Anzahl eingeleiteter Ermittlungsverfahren rund um die Heimspiele des FC St. Pauli: Laut Hamburger Polizei wurden hier insgesamt 102 Ermittlungsverfahren in der Saison 2024/2025 eingeleitet. Sprich nur 6(!) Ermittlungsverfahren pro Spieltag, d.h. 0,02% der Besucher*innen waren davon betroffen. Die Einleitung eines solchen Ermittlungsverfahrens gibt darüber hinaus jedoch noch keinerlei Auskunft über Schuld oder Unschuld bzw. über die ggf. zukünftige juristische Bewertung. So ist auch hier,  in einem demokratischen Rechtsstaat, erst einmal von der Unschuldsvermutung auszugehen und diese gilt selbstverständlich ebenfalls für Fußballfans!
Die polizeiliche Personalaufwand lag pro Heimspiel im Durchschnitt bei 204 Beamt*innen, wobei zeitgleich durchschnittlich 29.546 Fans die Partien besuchten. 

Die vermeintlich steigende Gefahr bei Fußballspielen lässt sich also zumindest anhand der Zahlen nicht belegen. Vielmehr verwundert die wiederkehrenden Forderungen nach der Kostenübernahme von Polizeieinsätzen durch die Vereine. Zumal in Hamburg noch nicht einmal eine valide Kostenerhebung erfolgt, denn „Kosten für Einsätze der Polizei werden in der Regel nicht gesondert erhoben und sind generell von den im Haushalt der Polizei zur Verfügung stehenden Mitteln gedeckt“ auch hier also eine Scheindebatte!

Warum also die scharfen sicherheitspolitischen Töne? Greift hier das

 

Feindbild Fußballfan?

Die Forderungen seitens der Innenminister*innen nach zunehmender Regelmentierung von Fankultur sowie einer zentralen Stadionverbotskommission lassen dies befürchten. Hier soll sich sicherheitspolitisch profiliert werden auf Kosten von Fußballfans.
Auch die Polizei profitiert von der Erzählung einer zunehmenden Gefahr rund um Fußballspiele, indem sie darüber argumentativ den eigenen Handlungsspielraum erweitern kann und das eigene Verhalten legitimiert. Sei es, indem sie Fußballfans mithilfe von Drohnen anlasslos überwacht, wie etwa bei Heimspielen des FC St. Pauli gegen Frankfurt, Hoffenheim und Bochum oder indem sie eskalativ vorgeht, beispielsweise wie in Leipzig auswärts

Die Rückmeldungen, welche wir als Fanhilfe über unser Fan-Feedback, per Mail, Spieltagstelefon oder im persönlichen Gespräch erhalten, sind eindeutig: Fans sind oftmals mit unverhältnismäßigen, wenn nicht sogar willkürlichen Verhalten von Polizei und/oder Ordnungsdienst konfrontiert. Dieses reicht von der unverhältnismäßigen Gewaltanwendungen durch Polizist*innen im Amt bis hin zum Abtasten im Genitalbereich seitens der Ordnungsdienste. Sofern man also über Sicherheit bei Fußballspielen sprechen möchte, so muss man in erste Linie über Fanrechte sprechen!

Fußballfans sind Bürger*innen, ihre Rechte sind zu wahren und zu schützen. Als Braun-Weisse Hilfe setzen wir uns auch nächste Saison wieder genau dafür ehrenamtlich ein und das bei jedem Spiel des FC St. Pauli. Für uns steht fest: Fanrechte stärken und die Scheindebatte um Sicherheit als eine solche entlarven

Sankt Pauli hält zusammen!

Braun-Weisse Hilfe | August 2025

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